Der Kirchberg in Sandesneben: Geschichte und Bedeutung
Die Ursprünge des Dorfes Sandesneben
Der Ortsname Sandesneben ist slawischen Ursprungs, wovon die mittelalterlichen Schreibweisen zeugen (Zangnewe im Zehntregister des Ratzeburger Bischofs von 1230 und Zantzsibnewe in der Taxe des Ratzeburger Bischofs von 1319). Urkundlich wird Sandesneben erstmals im Ratzeburger Zehntregister von 1230 erwähnt. Damals gehörte der Ort zum Kirchspiel Nusse. Die Hufenzahl von Sandesneben wird im Zehntregister mit 12 angegeben und lag damit höher als die der benachbarten Dörfer.
Gründung des Kirchspiels Sandesneben und Bau der Kirche
Erst 1278 wurde Sandesneben ein eigenes Kirchspiel, als die Herzöge Johann I. und Albrecht II. von Sachsen Lauenburg durch ein Dekret die Dörfer Sandesneben, Klinkrade, Schiphorst und das später eingegangene Dorf Helle von Nusse abtrennten und zu einer eigenen Parochie erhoben, zu der später noch Franzdorf, Lüchow, Schönberg, Steinhorst und Wentorf (Amt Sandesneben) kamen. Damit ist Sandesneben das einzige mittelalterliche Kirchspiel im Herzogtum Lauenburg, das ein genaues Gründungsjahr vorweisen kann. Nachdem 1389 das benachbarte Kirchspiel Linau aufgehoben wurden, wurden die zu dieser Parochie gehörenden Dörfer nach Sandesneben eingepfarrt. Der Grund für die Kirchspielgründung ist vor allem in der großen Entfernung der Dörfer rund um Sandesneben gelegener Dörfer zu Nusse zu suchen. Dass die Wahl auf Sandesneben als Mittelpunkt der neuen Parochie fiel, hat mehrere Gründe. Zum einem lag dieser Ort an der Landstraße von Hamburg nach Lübeck – Schönberg und Labenz existierten zu dieser Zeit noch nicht als eigenständige Dörfer – und hatte sich bereits zu einem größeren Ort entwickelt. Zum anderen bot sich in Sandesneben ein spektakulärer Baugrund für eine Kirche. Weil in der Mitte des Dorfes klein Bauplatz für eine Kirche vorhanden war, wurde die Kirche auf einem Hügel neben dem Dorf errichtet, der dem Vermessungspunkt am Sockel des Kirchturms zufolge 68,70 Meter hoch ist. Die Lage auf einem Hügel ist in dieser Form einmalig im Kreis Herzogtum Lauenburg, und auch wenn die Kirche erst 1906 den hohen neugotischen Turm erhielt, war das mit Linden umstandene Gotteshaus schon zuvor von allen Himmelsrichtungen von Weitem sichtbar. Für die materielle Ausstattung der Parochie sorgen die Ritter von Parkenthin, denen Sandesneben gehörte, sowie andere Adlige, denen die übrigen Dörfer und Güter der Parochie gehörten. Laut dem Chronisten Wilhelm Otte habe sich auf dem Kirchhügel zuvor eine Burg befunden, die aber bereits verfallen war und deren Steine als Fundament für die Kirche verwendet wurden. In der Tat sind die Quader sehr sorgfältig bearbeitet, was für eine im Mittelalter übliche Nachnutzung älteren Baumaterials sprechen würde. Allerdings fehlen bislang eindeutige schriftliche und archäologische Beweise zur Stützung dieser Hypothese. Noch im Jahr der Gemeindegründung wurde mit dem Bau der Jungfrau Maria geweihten Kirche begonnen, die schließlich am 23. Juni 1314 durch Bischof Marquard von Ratzeburg geweiht wurde. Damit ist die St.-Marien-Kirche in Sandesneben auch die einzige Kirche im Herzogtum Lauenburg, deren genaues Weihedatum bekannt ist. Die St.-Marien-Kirche ist ein ursprünglich gewölbter gotischer Backsteinbau mit eingezogenen Kastenchor, der sich auf einem Sockel aus Feldsteinen erhebt. 1874 wurde der Bau durch verschiedene Umbauten jedoch verändert. Ursprünglich besaß die St.-Marien-Kirche einen hölzernen Glockenturm, der 1877 durch Blitzschlag abbrannte und erst 1906/1907 durch einen 48 Meter hohen Kirchturm im neugotischen Stil ersetzt wurde. Weil der Platz auf dem Kirchberg sehr beschränkt war, wurde der Turm wie schon sein Vorgänger nicht westlich des Langhauses, sondern an der nordöstlichen Ecke errichtet.
Der Kirchberg und die Feldsteinmauer
Wie im Mittelalter üblich wurde rund um die Kirche auf dem Kirchberg auch der Friedhof angelegt. Kirche und Friedhof – der eingefriedete Bereich rund um die Kirche – bildeten dabei eine Einheit, die von Anfang an bestand. Fast 600 Jahre lang wurden rund um die Kirche die Toten des Kirchspiels bestattet, bis der Platz auf dem nicht erweiterbaren Areal zu knapp wurde und 1868 am Rand des Dorfes an der Hauptstraße Richtung Klinkrade ein neuer Friedhof angelegt wurde. Historische Grabsteine und die Ehrenmäler für die Gefallenen des Krieges 1870/71 und der beiden Weltkriege machen den Friedhof aber auch heute weiterhin zum einem Ort des Gedenkens an Verstorbene. Der Kirchberg in Sandesneben steht als Sachgesamt bestehend aus Kirche mit ihrer Innenausstattung, dem Friedhof, der Böschungsmauer und dem Lindenkranz unter Denkmalschutz. Das Ensemble ist nicht nur kunsthistorisch bedeutsam, sondern auch kulturhistorisch und städtebaulich. Sandesneben ist die einzige mittelalterliche Kirchengemeinde im Kreis Herzogtum Lauenburg, die ein genaues Gründungsdatum vorweisen kann. Der Kirchberg in Sandesneben steht für eine Jahrhunderte währende Kontinuität des kirchlichen Lebens in Sandesneben. Als ortsbildprägende Einheit ist der Kirchberg das sichtbare Wahrzeichen des Ortes Sandesneben und dient der Identifikation der Bewohner des Dorfes. Schließlich ist der Kirchberg eine weithin sichtbare Landmarke und prägt damit die Kulturlandschaft wie keine weitere Kirche sonst im Kreis Herzogtum Lauenburg. Das genaue Alter dieser Mauer ist unbekannt, aber anhand von Schriftquellen ist sie seit 1744 nachweisbar, denn in diesem Jahr wurde laut Kirchenrechnung Joachim Stamer aus Sandesneben mit der Ausbesserung der Mauer betraut. Er war sechs Tage damit beschäftigt. Die nächste Sanierung fand 1809 statt. Damals fand eine umfassende Sanierung statt, in deren Folge die Mauer stark verändert wurde, denn es heißt, dass die neue Mauer schmäler als die alte sei und zudem herausgerückt worden sei. Diese Maßnahme sei erfolgt, um mehr Platz auf dem Kirchhof zum Beispiel für Umgänge bei Leichenzügen um die Kirche zu bekommen. Beim Bau des neuen Pastorates (Am Rehbrook) wurde 1863 ein kleines Stück des Kirchberges abgetragen und anschließend wieder mit einer neuen Mauer gesichert. 1972 schließlich wurden die Treppe und der Kirchhofsweg unter Verwendung des alten Materials erneuert, wobei auch 40 qm des Trockenmauerwerks der Feldsteinmauer aus den vorhandenen Steinen wiederhergestellt wurden. Diese Arbeit war erforderlich, weil ein Teil der Findlingsmauer und die darunterliegende Böschung abgerutscht waren. Der beauftragte Landschaftsarchitekt Christian Wesnigk machte den Vorschlag, zunächst die untere Böschung mit Boden wieder aufzufüllen, „Damit die Hühner nicht den Boden wieder wegscharren können.“ Auf diese Böschung soll die Findlingsmauer wiederaufgebaut und verfugt werden. Dieser Vorschlag wurde dann auch umgesetzt. 1982 wurde auch die zweite Kirchentreppe erneuert.
Besonderheit im Kreis Herzogtum Lauenburg
Der Kirchberg in Sandesneben steht als Sachgesamt bestehend aus Kirche mit ihrer Innenausstattung, dem Friedhof, der Böschungsmauer und dem Lindenkranz unter Denkmalschutz. Das Ensemble ist nicht zur kunsthistorisch bedeutsam, sondern auch kulturhistorisch und städtebaulich. Der Kirchberg in Sandesneben steht für eine Jahrhunderte währende Kontinuität des kirchlichen Lebens in Sandesneben. Als ortsbildprägende Einheit ist der Kirchberg das sichtbare Wahrzeichen des Ortes Sandesneben und dient der Identifikation der Bewohner des Dorfes. Schließlich ist der Kirchberg eine weithin sichtbare Landmarke und prägt damit die Kulturlandschaft wie keine weitere Kirche sonst im Kreis Herzogtum Lauenburg
Text: Dr. Claudia Tanck, Archivarin im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg