Die Geschichte der Kirchengemeinde Sandesneben

Zur Kirchengemeinde gehören die Orte Sandesneben, Klinkrade, Labenz, Linau, Lüchow, Schiphorst, Schönberg (mit eigener Kapelle), Steinhorst und Wentorf/Amt Sandesneben. Das Kirchspiel Sandesneben ist 1278 entstanden, als die Herzöge Johann I. und Albrecht II. von Sachsen-Lauenburg durch ein Dekret die Dörfer Sandesneben, Klinkrade, Schiphorst sowie das später eingegangene Helle vom Kirchspiel Nusse abtrennten und zur selbständigen Parochie erhoben. Später kamen noch die Dörfer Franzdorf, Lüchow, Schönberg, Steinhorst und Wentorf hinzu. Linau, das ebenfalls von Nusse abgeteilt war, bildete zeitweise ein eigenes Kirchspiel, bevor es ebenfalls an Sandesneben fiel. Als im 19. Jahrhundert der Begräbnisplatz um die Kirche nicht mehr ausreichte, wurde 1868 der neue Friedhof an der Hauptstraße Richtung Klinkrade angelegt. Die Friedhofskapelle wurde 1935 gebaut.

Die St.-Marien-Kirche in Sandesneben

Die St.-Marien-Kirche wurde am Vortage des St.-Johannis-Tages 1314 durch Bischof Marquard von Ratzeburg geweiht. Die Urkunde über den Weiheakt wurde im damaligen Altar deponiert, wo sie 1636 gefunden und abgeschrieben wurde. Beim Abbruch des Altars 1780 ist das Original leider zerfallen. Der ursprünglich gewölbte Backsteinbau mit eingezogenem Kastenchor wurde 1874 von dem Landesbaumeister Lohmeyer umgebaut und dabei in ihrem Aussehen stark verändert: Die Außenmauern wurden erniedrigt, der Giebel verkleinert und die ursprünglich gotischen Fenster durch die heutigen ersetzt. Außerdem wurde das Gewölbe durch eine Balkendecke ersetzt. Ein hölzerner Einbau mit schlanken Pfeilern, Tudorbögen und einer Brettertonne über dem Mittelschiff gliedert nun den Raum in drei Schiffe. Ursprünglich besaß die St.-Marien-Kirche einen hölzernen Glockenturm, der 1887 nach einem Blitzschlag abbrannte und erst 1906 durch einen neugotischen Kirchturm ersetzt wurde. Weitere bauliche Veränderungen und Umgestaltungen erfuhr die Kirche 1956, 1965 und 1992.Das älteste Ausstattungsstück ist der Fuß eines Taufsteins aus Kalkstein, der nach neuesten Erkenntnissen aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts stammt und damit gut zweihundert Jahre jünger als bisher angenommen ist. Er ist aus zwei Bruchstücken zusammengesetzt, die bei der Kirchenrenovierung von 1956 entdeckt wurden. Auf den Relieffeldern ist eine Jagd auf Wildschweine und Hirsche oder die damals noch nicht ausgerotteten Auerochsen dargestellt. Bemerkenswert ist auch ein Engelskopf von 1598, der von dem 1827 abgebrochenen herzoglichen Grabdenkmal in der Lauenburger Maria-Magdalenen-Kirche stammt und jetzt seinen Platz im Altarraum gegenüber der Kanzel gefunden hat.

Die St.-Marien-Kapelle in Schönberg

Die St.-Marien-Kapelle in Schönberg wurde 1962 im Rahmen des Kapellenbauprogramms der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche nach einem Entwurf des Architekten Wilhelm Neveling aus Kiel errichtet. Sie ist die erste fertiggestellte Kapelle aus dem Kapellenbauprogramm. Bemerkenswert ist der Naturstein an der Altarwand, der an das Fundament der St.-Marien-Kirche in Sandesneben erinnert und damit einen optischen Bezug zur Mutterkirche herstellt.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.